Wasser ist Leben. Zivilisationen entstanden zuerst dort, wo man Wasser zur Verfügung hatte – an Flüssen, Bächen und Quellen. Die Brunnen der Orte waren der Lebensmittelpunkt der Bewohner.
„Hier traf man sich, um Wasser für den Haushalt oder das Vieh zu holen. Dabei tauschte man sich auch aus, hielt einen Plausch und traf die Nachbarn. Die Brunnen in den Dörfern waren das soziale Netzwerk unserer Vorfahren,“ sagt Michael Kopp, der Bürgermeister von Wierschem. „Als in den 60er Jahren die Wasserleitung das Wasserholen am Brunnen abgelöst hatte, kam das Leben in der Dorfmitte von Wierschem fast zum Stillstand, weil die Leute keinen Grund mehr hatten, zum Brunnen zu kommen.“
Die 80er Jahre brachten für die Brunnenanlage einen weiteren Rückschritt: Bei der Neugestaltung der Dorfmitte wurden Schwengel und Kolbenstange entfernt. Zurück blieben nur das schmiedeeiserne Gestell und die Basalttröge. Fast vierzig Jahre sollte es nun dauern, bis Bürgermeister Michael Kopp gemeinsam mit Resi und Otmar Hartung im vergangenen Jahr neugierig die Abdeckung über dem Brunnenschacht hob.
„Wir waren sehr erstaunt, dass nach den vielen Jahren immer noch reichlich klares Wasser in dem tiefen Brunnen vorhanden war,“ gesteht Michael Kopp. „Natürlich hatten wir die Befürchtung, dass kein Wasser nachlaufen würde, wenn wir Wasser aus dem Brunnen entnehmen würden. Doch diese Angst hat sich als unnötig herausgestellt. Selbst bei der anhaltenden Trockenheit, wie wir sie jetzt erleben, führt der Brunnen stets eiskaltes, klares Wasser."
Mit zahlreichen Aktionen setzten sich die "Bankfreunde"und ehrenamtliche Helfer für die Restaurierung der Pumpe ein. Spendenaufrufe und Schrottsammlungen brachten genügend Geld ein, um die technisch aufwendige Restaurierung in Gang zu setzen. Schlossermeister Alfred Schneider und der „Maifelder Pumpen-Doktor“ Klaus Strick untersuchten die restaurierungsbedürftige Anlage und suchten einen Weg, der alten Pumpe wieder neues Leben einzuhauchen.
Der Ingenieur Klaus Strick, der bereits in vielen Dörfern auf dem Maifeld Pumpen instandgesetzt hat, hatte früher beruflich mit Feuerlöschpumpen zu tun. Durch diese Arbeit hat er sein Herz an die alten Dorfpumpen verloren. „Es ist jedes Mal eine Herausforderung, diese Pumpen wieder in Gang zu bringen. Oft fehlen – wie zum Beispiel hier in Wierschem – ganze Einheiten völlig. Dann muss ich mir die Pumpe genau anschauen und versuche, die fehlenden Teile zu rekonstruieren.“
Der Wierschemer Schlossermeister Alfred Schneider stand Klaus Strick dabei tatkräftig mit seinem Wissen und seiner Werkstatt zur Seite. In Gemeinschaftsarbeit mit Engelbert Mannheim wurde in der Schlosserei von Alfred Schneider geflext, geschraubt und geschweißt. Anfang August 2022 war es dann soweit: Unter dem rhythmischen Klacken des neuen Schwengels förderte die Pumpe zu ersten Mal seit fast 40 Jahren wieder Wasser, das in die Basalttröge plätscherte.
Mehr zur Restaurierung der Pumpe in Wierschem zeigt das Video: